Führung zur Reichspogromnacht

Jedes Jahr in den Wochen um den 9. November bietet der Verein „Lernort Geschichte“ eine Führung zum Stuttgarter Pogrom im November 1938 an. Einige interessierte Schülerinnen und Schüler aus den Berufskolleg- und Gymnasialklassen hatten sich für die von der Yad Vashem Gruppe angebotene Führung am Freitag, den 11.11.2022 angemeldet.

Startpunkt des Rundgangs war der Hospitalhof, das frühere Polizeigefängnis der Stadt. Dieses war in aller Munde als „Büchsenschmiere“ aufgrund seiner schlimmen Zustände bekannt.

Von dort ging es anhand einiger Biographien an der Synagoge vorbei zur Volkshochschule. Wer sich jetzt fragt, was die Volkshochschule mit der Pogromnacht zu tun hat, bekommt auf der Führung die Antwort: Der jüdische Musiklehrer Karl Adler hat dort unterrichtet und wurde ebenfalls in der Nacht zum 10. November 1938 festgenommen. Nach acht Tagen wurde er unter der Bedingung entlassen, jede kulturelle Betätigung einzustellen und die Auswanderung der Stuttgarter Juden zu organisieren. 1940 gelang ihm selbst, zusammen mit seiner Frau Grete und seinen Eltern, noch die Auswanderung in die Vereinigten Staaten. Nach ihm selbst sind heute in Stuttgart eine Staffel und ein Veranstaltungssaal in der Volkshochschule benannt.

Endpunkt der Führung war die Königsstraße 60 und seine zwei Stolpersteine, die direkt vor der ehemaligen Wohnung und Fotoatelier „Samson & Co“ der Familie Mannheimer liegen. Diese lebten hier von 1910 bis zur Festnahme 1939. Ihr Geschäft, so wie jedes anderes jüdische Geschäft wurden in den Novemberpogromen beschädigt und hatten ab dieser Nacht keine Chance mehr zu überstehen und wurden früher oder später geschlossen.

Text und Bilder: Anna Gentner