„Erziehung nach Auschwitz“ – Demokratiebildung als Auftrag der Schule

Im Rahmen des Projekts „Erziehung nach Auschwitz“ unterrichten Studierende der Hochschule Esslingen an der Hedwig-Dohm-Schule Stuttgart angehende Erzieherinnen und Erzieher. Ziel ist die Sensibilisierung für den Antisemitismus am Beispiel der Gedenkstättenpädagogik.

„Glaube nicht, es muss so sein, weil es so ist und immer so war. (…) Schaffe Möglichkeiten.“, so Hedwig Dohm, die Frauenrechtlerin und politische Freiheitskämpferin, die sich im 19. Jahrhundert gegen diskriminierende gesellschaftliche Verhältnisse einsetzte. In der nach ihr benannten sozialpädagogisch ausgerichteten Hedwig-Dohm-Schule kommt der Vermittlung von demokratischen Werten in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern ein besonders hoher Stellenwert zu. Daher ist sie seit diesem Schuljahr Kooperationsschule für das Projekt „Erziehung nach Auschwitz“, das von der Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege der Hochschule Esslingen durchgeführt wird.

Seit über 30 Jahren existiert das Projekt, in welchem die Studierenden unter Anleitung der Professoren zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für politische Bildungsarbeit am Beispiel der Gedenkstättenpädagogik ausgebildet werden. Federführend ist Prof. Dr. Nina Kölsch-Bunzen, Dozentin an der Hochschule Esslingen, dabei. Ziel ist es, aktuellen Erscheinungsformen des Antisemitismus und des Rassismus entgegenzuwirken und ein kritisches Geschichtsbewusstsein zu vermitteln. Schulleiter Sven Brockmeier unterstützt das Projekt und betonte: „Ein reflektiertes Demokratieverständnis und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit sind unerlässliche Bestandteile eines selbständigen und verantwortungsbewussten Lebens.“

Teil des Projekts ist die Erarbeitung eines methodisch-didaktischen Konzepts durch die Studierenden für eine Bildungsreise mit den Schülerinnen und Schülern der Kooperationsschule zu den Gedenkstätten Dachau und Auschwitz. Da die Reise unter Pandemiebedingungen aktuell nicht stattfinden kann, wurde stattdessen als handlungsorientierter Teil des Projekts am Freitag, den 22.10.2021 eine Unterrichtsstunde zum Thema Antisemitismus an der Hedwig-Dohm-Schule durchgeführt. Livia Gööck, Kooperationslehrkraft an der Hedwig-Dohm-Schule, koordiniert das Projekt schulintern und stellte die zentrale Bedeutung der Demokratiebildung an Schulen heraus.

Leichte Aufregung war den Studierenden, die es als angehende Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter nicht gewohnt sind, vor einer Klasse zu stehen, am Morgen ihres Unterrichtstages schon anzumerken. Ebenso aber auch die Vorfreude auf die Schülerinnen und Schüler, mit denen in einem Unterrichtsbeispiel eine „Courage-Übung“ geplant war. Hierbei sollte die Schulklasse Handlungsoptionen zu fiktiven Vorfällen von Antisemitismus ausarbeiten. Auch wenn das Projekt „interessant und bedrückend“ zugleich sei, so die Studentin Jana Schabert, wirkt es sich auch auf die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden positiv aus. „Mir hat früher in der Schule immer der Bezug zu heute gefehlt.“, brachte es Schabert auf den Punkt. So bekomme durch die Arbeit mit den jungen Menschen der oftmals eher geschichtliche Blickwinkel eine neue, lebendige Bedeutung.

Text: Katalin Suhai           Bilder: Livia Gööck